Georg-Schwarz-Straße: Leipzigs Reeperbahn


Kurz vor und während des Ersten Weltkrieges und in der Zeit der Weimarer Republik entwickelte sich der südliche Abschnitt der Gundorfer Straße zwischen Merseburger und Uhlandstraße zu einer belebten Einkaufs- und Amüsiermeile im Westen der Stadt Leipzig, die im Volksmund den Namen „Reeperbahn“ nach der gleichnamigen Hamburger Straße trug. Zusammen mit einer Reihe von Gaststätten und Kneipen trugen vor allem Kinos zu diesem Ruf bei. Bereits am 3. Juli 1910 eröffnete Theodor Scherff, der unter dem Namen „Scherffs Bioskop-Theater“ mehrere Lichtspielhäuser in Mitteldeutschland betrieb, im Hof des Gebäudes mit der heutigen Hausnummer 11 ein Kino mit 333 Sitzplätzen. Nach einigen Namenswechseln trug es seit 1919 den Namen „Central-Lichtspiele“ und wurde mehrfach vergrößert, zuletzt 1940 auf ca. 800 Plätze. Mit dem „Film-Palast Lindenau“ (Hausnummer 31) kam am ersten Weihnachtsfeiertag 1919 ein weiteres Kino mit 927 Plätzen hinzu.
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Dieser Teil der Schlageterstraße wurde "Reeperbahn" genannt. Vielleicht deshalb, weil auf diesem Teilstück immerhin zwei Kinos, zwei Eisdielen, zwei Gaststätten, ein Café sowie eine ganze Anzahl Geschäfte lagen. An der Haustür Nr. 10, wo ich wohnte, war für uns ab an Ende 1938 fast jeden Abend Treff. Auch die Einfahrt zur Glaserei Huck, wo sich außerdem die italienische Eisdiele befand, war ein beliebter Aufenthaltsort für uns. Ab und zu waren wir auch in der Gaststätte "Stadt Schwarzenberg" in der Merseburger Straße, Ecke Aurelienstraße. Eine organisierte Form für unsere Treffen gab es nicht. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit resultierte aus der gemeinsam Kontra-Haltung - um es "sanft" auszudrucken - gegenüber allem, was von den Nazis kam und mit ihnen zusammenhing.

-Interview mit Rolf Franz, "Die Leipziger Meuten" Sacha Lange, 2012, Passage Verlag